Der Anstieg der Meeresspiegel

Wird Venedig im Meer versinken? Ja, es ist nur noch eine Frage der Zeit wie Klimaforscher prognostizieren. Der Anstieg der Meeresspiegel ist durch zahlreiche Messungen belegt – und er beschleunigt sich.

Hat sich der Anstieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einen Millimeter pro Jahr beschränkt, waren es am Ende des 20. Jahrhunderts bereits drei Millimeter. Studien zufolge soll dieser Anstieg der schnellste seit 3.000 Jahren gewesen sein.

Warum steigt der globale Meeresspiegel?

Dies ist leicht zu beantworten – der Anstieg ist einer der vielen gravierenden Folgen des Klimawandels. Die Temperatur der Ozeane steigt zunehmend, dadurch dehnt sich das Meerwasser aus. Weiters schmelzen die weltweiten Gletscher sowie die riesigen Eismassen in Grönland und der Antarktis. Grönland ist besonders stark vom Klimawandel betroffen und hat sich bereits deutlich stärker erwärmt als jede andere Region der Erde. Forschungen zufolge sollen seit dem Jahr 2002 unglaubliche 4.700 Tonnen Eis verloren gegangen sein. Mittlerweile kann es auch schon mal regnen, wo die höchste Wetterstation Grönlands gelegen ist – nämlich 3.216 Meter über dem Meer. Das war etwa 2021 der Fall, wo an einem Tag 12 Milliarden Tonnen Eis geschmolzen sind. Forschungserkenntnisse zeigen, dass wenn die weltweiten CO2-Emissionen ab nun gestoppt werden könnten, das Eisschild Grönlands in den nächsten Jahrzehnten dennoch weiterhin 110 Billionen Tonnen Eis verlieren würde. Dies hätte einen globalen Meeresspiegelanstieg von zumindest 27 Zentimeter zur Folge.

Düstere Aussichten für manche Regionen

Das Problem ist weltumspannend. Neben Städten wie Shanghai oder ganzen Landstrichen in Asien, bleibt auch Europa nicht verschont: Städte wie Amsterdam und Venedig, aber auch Bremen und Hamburg, sind von den Folgen des Anstiegs des globalen Meeresspiegels betroffen. In den Küstenregionen kommt noch hinzu, dass oftmals die Städte mit ihrem Untergrund sinken. Auch dieses Phänomen ist auf den Einfluss des Menschen zurückzuführen – nämlich dann, wenn massiv Grundwasser abgepumpt wird, kommt es zur Landsenkung. Diese ist teilweise bis zu zehnmal schneller als der Anstieg des Meeresspiegels. Hier treffen also zwei Faktoren aufeinander, die Küstenstädte verschwinden lassen – Jakarta ist hier allen voran zu nennen. Die Hauptstadt Indonesiens sinkt so stark wie keine andere Stadt der Welt, um durchschnittlich drei Zentimeter pro Jahr, 40 Prozent der Stadt liegen bereits unter dem Meeresspiegel. An manchen Stellen der Stadt sinkt der Boden um bereits 25 Zentimeter pro Jahr ab bei gleichzeitigem Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der Klimaerwärmung.  Jakarta ist so stark von den durch Menschen verursachten Faktoren betroffen, dass die Regierung 2019 beschlossen hat, Jakarta aufzugeben und eine neue Hauptstadt auf der Insel Borneo aufzubauen.

Gibt es Rettung für die Malediven, Venedig, Miami, Shanghai?

Auch wenn wir die Erderwärmung um deutlich unter zwei Grad zu halten, wird es nicht ausreichen, um tiefliegende Inseln und Städte dauerhaft zu retten. Es würde zwar dazu beitragen, den Anstieg des Meeresspiegels zu verlangsamen, jedoch nicht zu stoppen, da das Meer so zeitverzögert auf die Erwärmung reagiert. Es können nur Maßnahmen getroffen werden, um gegen die steigenden Wassermassen vorzugehen – versucht wird das mit der Errichtung von Uferdämmen, Mauern, besseren Abfluss- und Kanalsystemen aber auch der Erhöhung von Straßen oder dem Umzug ganzer Dörfer und Kleinstädte.

Es braucht neue Ideen

Mit solchen können die Niederlande aufzeigen, sozusagen aus der Not geborgen, da große Teile des Landes unter dem Meeresspiegel liegen. Neben der Errichtung von Dämmen und Barrikaden setzen die Holländer auf schwimmende Häuser und Wohnungen, sogar ganze Siedlungen. Diese werden durch Brücken mit dem Land verbunden. Diese schwimmenden Gemeinschaften sind keine Utopien der Zukunft, sondern bereits im Einsatz- auch die Malediven sind bereits daran, bis 2027 eine schwimmende Stadt zu errichten. Eine weitere Maßnahme, um Überflutungen zu verhindern und das Regenwasser aufzufangen sind Schwammstädte. In diesen soll das Regenwasser über Grünflächen und wasserdurchlässigen Pflastersteinen aufgenommen und wiederverwendet werden. Dies führt zu einer Erhöhung der Wasservorräte der Städte und schützt vor dem Absinken.

Die Zukunft

Alle Maßnahmen wie Eindämmung der Erderwärmung, schwimmende Städte oder Uferdämme werden nichts daran ändern, dass die Bewohner von manch betroffenen Regionen ihr untergehendes Land verlassen müssen. Dies betrifft ärmliche Regionen in Asien genauso wie reiche wie etwa den Bundesstaat Kalifornien. In kalifornischen Küstenstädten gibt es bereits Häuser, die nur noch durch einen schmalen Sandstreifen vom Meer getrennt werden. Durch unseren menschgemachten Klimawandel haben wir den Grundstein gelegt, dass Millionen von Menschen ihr Zuhause verlassen müssen und zu Klimaflüchtlingen werden.