Jakarta - Das Versinken einer Metropole im Meer

Die Hauptstadt Indonesiens ist eine am stärksten vom Klimawandel und dem damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels betroffene Region – vor allem der Norden der Stadt sinkt jedes Jahr um 25 Zentimeter ab.

Experten zufolge könnte Jakarta bis 2050 zu 95 Prozent unter Wasser stehen, betroffen davon sind 30 Millionen Menschen die in der Hauptstadt samt Vororten leben. Nicht nur der Klimawandel trägt zum Absinken bei, vor allem ist das Problem vielmehr, dass nur die Hälfte der Menschen an das öffentliche Wassernetz angeschlossen sind und ihr Wasser (illegal) aus selbstgegrabenen Brunnen entnehmen. Das lässt den aus Lehm und Ton bestehenden Untergrund immer mehr austrocknen und absacken. 

Nusantara – die neue grüne Hauptstadt Indonesiens

Der Untergang von Jakarta ist in den Augen der indonesischen Politik nicht aufzuhaltn. Deswegen hat das indonesische Parlament 2019 beschlossen, die Hauptstadt von Indonesien auf die 1.300 Kilometer entfernte Insel Borneo zu verlegen. Nusantara heißt die neue Hauptstadt, auf einer Fläche von 253.000 Hektar sollen einmal 2 Millionen Menschen leben. Für die Errichtung stehen etwa 32 Milliarden Euro zur Verfügung. Die indonesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, Nusantara möglichst nachhaltig zu gestalten - 75 Prozent der Stadt werden aus Grünflächen bestehen. Die grüne Stadt wird mit intelligenten Abwassersystemen und erneuerbarer Energie betrieben und es wird auf vor allem öffentlichen Verkehr gesetzt. Weiters sollen in der neuen Hauptstadt nur Fahrzeuge mit Elektromotor erlaubt sein und wichtige Anlaufstellen wie Arbeitsplatz, Schule, Arzt oder Supermarkt innerhalb von 10 Minuten mit dem Rad oder zu Fuß erreichbar sein. Bereits ab September 2024 wird Nusantara die Millionen-Metropole Jakarta als Hauptstadt Indonesiens ablösen und 12.000 Beamte ihre Arbeit in ihren neuen Arbeitsstätten aufnehmen. Die endgültige Fertigstellung wird jedoch erst bis 2045 erfolgen. 

Die Kehrseite der Medaille

Borneo ist ein Naturparadies, dessen Flora und Fauna schon vor dem Beginn der Bauarbeiten durch riesige Palmölplantagen, Kohle- und Goldabbau massiv bedroht ist. Die Regenwälder der Insel gelten wie das Amazonasgebiet als grüne Lunge der Erde. Sie sind die Heimat von Orang-Utans, Zwergelefanten, Nasenaffen, Nashornvögel und vielen weiteren schützenswerten Tierarten. Naturschützer warnen vor den Folgen für die Umwelt durch die Belastung der natürlichen Ressourcen. Allein für den ersten Bauabschnitt mussten 6.000 Hektar Wald gerodet werden. Durch die notwendige Abholzung verlieren der vom Aussterben bedrohte Orang Utan und andere Wildtiere ihren Rückzugsort und Lebensraum. Auch die Indigene Bevölkerung, welche in der Region lebt, hat Angst vor den Folgen der Errichtung der neuen Hauptstadt. Sie befürchtet, dass ihr traditioneller Lebensstil mit allen alten Bräuchen und Ritualen in der neuen glitzernden Stadt mitten im Wald nicht aufrechterhalten werden kann. Im schlimmsten Fall kann ihnen Land und Boden, das seit jeher ihren Lebensraum bedeutet, genommen werden – die Ureinwohner Indonesiens können nämlich im seltensten Fall ihre Landnutzungsrechte schriftlich nachweisen. 

Was passiert mit Jakarta?

Um das Absinken der Stadt zu verhindern, müsste sofort das anfangs erwähnte Abpumpen des Grundwassers gestoppt werden, vor allem aber die bestehende Korruption verhindert den Stopp und den Ausbau von Alternativen zur Trinkwasserversorgung. Die einzige von der Regierung 2014 beschlossene Alternative zum Schutz der verheerenden Überschwemmungen ist die Errichtung eines 40 Kilometer langen Deichs vor der Bucht Jakartas, der die dahinter liegende Stadt vom Meer abtrennen soll. Dass diese Lösung keine von Dauer ist und Jakarta retten kann, sieht man daran, dass bereits drei Jahre später im Jahr 2017 der indonesische Präsident Yoko Widodo mit der Suche einer neuen Hauptstadt begonnen hat.  Jakarta wird wohl im Meer versinken.