Der Pager-Anschlag – eine spektakuläre Aktion des israelischen Geheimdienstes

Am 18. und 19. September 2024 explodierten im Libanon fast gleichzeitig hunderte Pager und Funkgeräte, die von Hisbollah-Mitgliedern benutzt wurden.

 Schnell wurde vermutet, dass hinter dem mutmaßlich seit langem geplanten und vorbereiteten komplexen Anschlag Israel stecken soll. Die Operation gilt als eines der technologisch fortschrittlichsten Manöver der letzten Jahre. Israel hat zwar keine Verantwortung für den Angriff übernommen, aber die Methode der gleichzeitigen Detonation und die Zielgenauigkeit lassen auf eine gut geplante militärische Operation schließen.

Mögliche Motive für den Angriff

Die Spur führt zu einem kleinen Postfach in Budapest, das offiziell die Adresse des Unternehmens BAC Consulting ist – einem Handelsvermittler ohne eigenen Produktionsstandort. Laut Gold Apollo, dessen Marke auf den explodierenden Geräten prangt, stellte BAC Consulting die Pager her. Die unauffällige Adresse erweckt nun den Verdacht auf Verwicklungen in eine der kühnsten "Supply-Chain"-Operationen in der Geschichte der Geheimdienstarbeit. 

Hinsichtlich der Motive für den Angriff gibt es unterschiedliche Theorien. Einige Analysten vermuten, dass Israel befürchtete, seine erfolgreiche Infiltration des Kommunikationsnetzwerks der Hisbollah sei entdeckt worden. Daher habe man die Entscheidung getroffen, die Pager gleichzeitig zu sprengen, um wichtige Informationen zu sichern und die Nutzung dieses Netzwerks für die Hisbollah zu unterbinden. Andere spekulieren, dass der Angriff Teil einer größeren israelischen Strategie zur Vorbereitung auf eine bevorstehende Bodenoffensive im Süden des Libanons gewesen sein könnte​. Weiters gehen Analysten davon aus, dass diese israelischen Operationen dazu dienen sollen, die Hisbollah in ihrer militärischen Schlagkraft zu schwächen, um eine Eskalation zu verhindern.

Die zivilen Opferzahlen sind erschreckend hoch: Mindestens 30 Menschen, darunter auch zwei Kinder, kamen bei den Explosionen ums Leben, weitere 3.000 Verletzte sind zu verzeichnen. Der UN-Menschenrechtschef Volker Turk verurteilte die zivilen Opfer als inakzeptabel und forderte eine unabhängige Untersuchung. Während einige in Israel die Angriffe als notwendige Präventivmaßnahme betrachten, warnen andere vor den potenziell unkalkulierbaren Folgen eines neuen Krieges. Vergeltungsmaßnahmen seitens der Hisbollah und des Iran werden erwartet, was die angespannte politische und militärische Lage weiter verschärft. 

Was bedeutet der Anschlag für die Hisbollah

Diese Aktion stellt einen bedeutenden Rückschlag für die Hisbollah dar, da Israel nicht nur Zugang zu ihrem internen Kommunikationssystem gehabt hat, sondern dieses auch für eigene Zwecke nutzen und schließlich lahmlegen konnte. Dies stellt die technische und strategische Überlegenheit Israels in einem der heikelsten Konfliktgebiete des Nahen Ostens unter Beweis. Gleichzeitig erhöht der Angriff das Risiko einer Vergeltungsaktion durch die Hisbollah. Die Attacke ist ein absolutes Desaster für die Hisbollah, der es schon vor dem Anschlag kaum möglich war zu kommunizieren, ohne abgehört zu werden - nun kann die Kommunikation in Teilen vermutlich gar nicht mehr stattfinden. 

Mögliche Folgen des Anschlags

Angesichts der engen Verbindungen der Hisbollah zum Iran wächst die Sorge, dass es zu einer weiteren Eskalation des Konflikts kommen wird, was möglicherweise sogar zu einem breiteren militärischen Engagement in der Region führen könnte.

Die internationalen Reaktionen sind gemischt: US-amerikanische und europäische Offizielle bewundern zwar die Präzision der Operation, äußern jedoch auch Bedenken hinsichtlich einer möglichen Ausweitung des Konflikts. In Israel bleibt die militärische Alarmbereitschaft jedenfalls hoch. 

Die Auswirkungen dieser Operation könnten weitreichend sein, sowohl für die regionale Stabilität als auch für die internationalen Beziehungen. Die Angst vor einem Krieg zwischen Iran und Israel über die Stellvertreterstaaten Libanon, Syrien und Irak ist mit dem Pager-Anschlag wieder angeheizt worden. Die UN warnen, der Krieg könne sich zu einem internationalen Konflikt in der ganzen Region entwickeln. Fest steht jedenfalls, dass die Hisbollah diese Demütigung nicht ohne Rache hinnehmen wird.