Der Kampf um die Weltmacht: Eine Welt im Schatten des Krieges

Wie vor dem Ersten Weltkrieg formieren sich weltweit immer stärkere Bündnisse aus Staaten, die von aggressiven Großmächten angeführt werden und eine neue Weltordnung anstreben.

Trotz der vielen Veränderungen in den letzten 110 Jahren gibt es auch heute geopolitische Entwicklungen, die einen globalen Konflikt wahrscheinlicher machen. Insbesondere die Bildung fester Blöcke, die sich feindlich gegenüberstehen, erinnert an die Spannungen vor 1914, als die Mittelmächte gegen die kriegsentscheidende Koalition von Frankreich, Großbritannien und Russland standen. Heute sehen wir die Entstehung einer globalen Allianz, die sich gegen den von den USA geführten Westen richtet, mit Russland, China und dem Iran als Hauptakteuren, die sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine stärker verbündet haben.

Hinzu kommt ein Sicherheitsabkommen zwischen Russland und Nordkorea, das Wladimir Putin bei seinem Staatsbesuch in Pjöngjang unterzeichnet hat und das Anlass zur Sorge gibt. Die koreanische Halbinsel bleibt der gefährlichste Ort der Welt, denn das Regime von Kim Jong-un steht aufgrund seiner schwachen Wirtschaft und der Anziehungskraft des wohlhabenden Südkoreas ständig am Rand des Zusammenbruchs. Um ein Schicksal wie das der DDR zu vermeiden, setzt das Regime auf besonders brutale Repression und ein wachsendes Atomarsenal. Ein Angriff auf Südkorea würde die USA gemäß ihrer Bündnisverpflichtungen zum Eingreifen zwingen und könnte nun auch Russland auf der Gegenseite involvieren.

Noch gibt es viele Staaten, die zwischen diplomatisch gegenüber den Blöcken verhalten, doch beide Seiten üben zunehmend Druck aus, sich zu entscheiden – wie Putins Besuch in Vietnam zeigt. Während Russland seine Wirtschaft vollständig auf den Krieg ausrichtet und China sein Aufrüstungsprogramm beschleunigt, drängen die USA mit wachsendem Erfolg ihre Verbündeten in Europa und Ostasien dazu, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen.

China bedroht nicht nur das für die Weltwirtschaft so entscheidende Taiwan, sondern provoziert auch die mit den USA verbündeten Philippinen im südchinesischen Meer, die es ohne rechtliche Grundlage für sich beansprucht – obwohl die Ansprüche vom internationalen Schiedsgericht in Den Haag 2016 als völkerrechtswidrig erklärt wurden. Es scheint fast so, als wolle Xi Jinping die USA in eine Intervention in seiner Nachbarschaft hineinziehen.

Je mehr sich die strategische Achse zwischen Moskau, Teheran und Peking festigt, desto größer wird das Risiko, dass die regionalen Konflikte Israels mit den iranischen Verbündeten in unmittelbarer Nähe seiner Grenzen weitreichende globale Konsequenzen nach sich ziehen könnten. Diese wachsende Allianz verstärkt nicht nur die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass lokale Auseinandersetzungen in einen umfassenderen internationalen Konflikt münden.

Der wesentliche Unterschied zu 1914 besteht darin, dass die Politiker von heute sich der rasanten Dynamik bewusst sein müssen, mit der Krisen außer Kontrolle geraten können. Die globalen Machtstrukturen und die Informationsflüsse sind erheblich komplexer und schneller als vor einem Jahrhundert, was die Gefährdung eines unkontrollierbaren Konflikts erhöht. Zusätzlich zu diesen Herausforderungen stehen wir heute vor der Bedrohung durch riesige Atomarsenale, die einen Weltkrieg zwar nahezu unvorstellbar machen – aber leider nicht gänzlich unmöglich. Diese gewaltigen Waffenarsenale bringen eine neue Dimension der Gefahr mit sich, da sie die Möglichkeit eines umfassenden globalen Krieges theoretisch weiterhin offenlassen, auch wenn die verheerenden Konsequenzen eine Eskalation massiv abschrecken sollten.

Diese Entwicklungen stellen die USA und die NATO unter ihrem zukünftigen Generalsekretär Mark Rutte vor eine besonders schwierige Herausforderung: Es ist unerlässlich, die aggressiven Bestrebungen der autoritären Regime in Moskau, Peking und anderen Ländern wirksam einzudämmen, ohne dabei jedoch das Risiko globaler Konflikte zu erhöhen. Dies erfordert eine feine Balance zwischen entschlossener Abschreckung und diplomatischer Zurückhaltung, um sicherzustellen, dass das internationale Gleichgewicht gewahrt bleibt und Eskalationen, die zu einem großflächigen Krieg führen könnten, vermieden werden.